Kategorien
Allgemein

aDevantgarde.18

SCHÖNHEIT

24. Juni – 6. Juli 2025
18. aDevantgarde-Festival

Der Begriff der Schönheit wird in der Neuen Musik seit jeher kontrovers diskutiert. Ging es einmal darum, ihn zu erweitern oder zu dekonstruieren, fordern andere Stimmen wiederum explizit „schöne harmonische Musik“ ein. Es drängt sich also die Frage auf, welche Konzeptionen musikalischer Schönheit es in der heutigen Zeit gibt, die über reine Geschmacksfragen hinausgehen.

Der Philosoph Byung-Chul Han schreibt nach einer harten Kritik der aalglatten Social Media Schönheitsästhetik am Ende eines seiner neuesten Bücher: „Die Schönheit ist ein Beziehungsereignis. Sie entzieht sich dem unmittelbaren Genuss, denn die Schönheit einer Sache erscheint erst viel später im Licht einer anderen als Reminiszenz. Sie besteht aus geschichtlichen Ablagerungen, die phosphoreszieren. Die Schönheit ist ein Zögerling, ein Nachzügler. Schönheit ist kein augenblicklicher Glanz, sondern ein stilles Nachleuchten.“

Das verweist auf den Schönheitsbegriff in der Neuen Musik, der Schönheit im Sinne Adornos Platon-Rezeption als eine fast unerreichbare Utopie auch heute noch oft begreift. Allerdings gibt es auch die Schockmomente von Schönheit in der Neuen Musik, die eher ein helles Aufleuchten statt ein stilles Nachleuchten waren: Being Beauteous nach Arthur Rimbaud von Hans Werner Henze, die Orchestermusik von Wolfgang Rihm, das Geistliche in der Musik von Sofia Gubaidulina, das Reduzierte bei Morton Feldman, die stille Musik von Valentin Silvestrov und der von ihm geprägten Umfelds in Osteuropa.

Unser Festival greift all dies mit tiefem Ernst und zugleich mit viel Selbstironie auf. So greift das Vokalkonzert Euphonia mit dem Ensemble unter anderem Musik von Luciano Berio, Beat Furrer und Caroline Shaw auf und stellt dem in Uraufführungen von Johannes X. Schachtner, Eva Kuhn und Markus Lehmann-Horn jetztzeitige Aspekte von Schönheit gegenüber. Das Konzert MKO Songbook des Münchener Kammerorchesters kontrastiert die Klangsprachen von z.B. Margareta Ferek-Petric, Iris ter Schiphorst, Tomasz Skweres, Georg Haider, Christian Dieck, Hans Abrahamsen und Tobias PM Schneid. Das auf Neue Musik hochspezialisierte Québecer Quasar Saxophone Quartet aus Montreal vereint Florence Tremblay, Maxime Mckinley und Francis Battah aus Quebec/Kanada und Philipp C. Mayer, Alexander Strauch und Abigél Varga von aDevantgarde.

Das Ensemble der/gelbe/klang begibt in sich Carte Belle mit seiner Stammbesetzung und u.a. den Komponierenden Nina Deuse, Leon Zmelty und Manue Zwerger auf die Suche des Schönen in einer raumöffnenden Anordnung. Das Klavier-Akkordeon-Duo Brigitte Helbig/Kai Wangler stellt zuerst Werke für die Soloinstrumente und Live-Elektronik von Lisa Streich und Gregor Mayrhofer vor und vereint sich dann in Werken von Keiko Harada und Nikolaus Brass und Uraufführungen von Henrik Ajax und Jakob Stillmark. Das Geburtstagskonzert Freundinnen für fünf aDevantgarde-Mitglieder zum 60ten ist eine nostalgische Selbstbetrachtung und verbindet die Musik von Moritz Eggert, Markus Muench, Helga Pogatschar, Markus Schmitt und Bernhard Weidner mit neuen Ansätzen der fünf jüngeren Komponierenden, welche die Älteren einluden, Marisa Algari, Nina Deuse, Ines Lütge, Sophie Reich und Katharina Schmauder. Das Isarmärchen ist ein selbstironischer Blick auf den in sich schon gebrochenen Schönheitsbegriff der Münchner Volkssängerin Bally Prell und heute in München wirkender Komponierender mit Johannes Brömmel, Alexander F. Hooper, Kathrin Klose, Minami Nagai und Tom Smith. 

Mit JU[MB]LE Landesjugendensemble für Neue Musik Bayern besteht seit dessen Gründung 2015 eine freundschatliche Verbindung. Im Festivalprogramm findet das zehnjährige Jubiläum des Jugendensembles im Konzert Schulterblicke mit Werken von Pierre Boulez, Ulrich Kreppein, Grace-Evangeline Mason, Wolfgang Rihm und einer Uraufführung von Markus Schmitt statt. In Dedicated to… JU[MB]LEX spielen die Ehemaligen des Jugendensembles als Ensemble JU[MB]LEX Werke u.a. von Birte Bertelsmeier, Jan Müller-Wieland und Stefan Schulzki. 

Veranstalter aDevantgarde e.V.
Festivalleitung Markus Lehmann-Horn, Alexander Strauch
Weitere Projektverantwortliche Henrik Ajax, Caio de Azevedo, Fabian Blum, Sophie Reich, Johannes X. Schachtner, Jakob Stillmark, Abigél Varga, Leon Zmelty
Bühnenmanagement Abigél Varga
Assistenz Organisation und Bühne Sarah Luisa Wurmer
PR Pfau PR
Key Visual Fabian Filß
Gestaltung & Umsetzung Sylvie Bohnet

Festivalförderer
Landeshauptstadt München, Musikfonds e.V. mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, GEMA Stiftung

Konzertförderer
Bayerische Staatskanzlei, Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kultur, Vertretung der Regierung von Québec – Québec Antenne Berlin, Conseil des arts et des lettres du Québec, Bayerische Akademie der Schönen Künste, BR-Klassik

Kooperationspartner
der/gelbe/klang, Münchener Kammerorchester, Tonkünstler München e.V., scope – Spielraum für aktuelle Musik, schwere reiter münchen, Einstein Kultur, JU[MB]LE Landesjugendensemble für Neue Musik Bayern, Ensemble JU[MB]LEX